Lesekreis Türkische Literatur: Aşlı Erdoğan: Die Stadt mit der roten Pelerine

Haus der Patriotischen Gesellschaft

Trostbrücke 4, 2. Stock
Gesellschaftsraum
20457 Hamburg
Deutschland

Lesekreis "Türkische Literatur"

Aslı Erdoğans: Die Stadt mit der roten Pelerine

am Dienstag, 19. Dezember 2023, 19:00 Uhr
im Haus der Patriotischen Gesellschaft, 2. OG, Gesellschaftsraum
Trostbrücke 4 (Kontoreingang), 20457 Hamburg

Einführung und Moderation: Detlef Rönfeldt (Sprecher des Lesekreises)

Wenn sich der Lesekreis „Türkische Literatur“ am 19. Dezember zum letzten Mal in diesem Jahr trifft, wird Aslı Erdoğans Roman „Die Stadt mit der roten Pelerine“ im Mittelpunkt stehen, ein Buch, das 1998 im türkischen Original, 2008 in deutscher Übersetzung erschien und von der Kritik überschwänglich gefeiert wurde. „Das Buch hat einen faszinierenden Sog, eine große poetische Intensität“, schrieb Elke Heidenreich; Günther Wallraff nannte den Roman „ein großes Stück Weltliteratur“, und Ingo Arend formulierte im „Freitag“, der Roman sei „ein Buch wie ein Rausch, mit einer lyrischen Sprache, deren Facettenreichtum, Feinnervigkeit und Intensität ihresgleichen sucht. Erdogan steigert sich in einen delirierenden Sound, der eine Ahnung von dem ganz anderen Leben aufscheinen lässt. Und der Angst davor.“

Aslı Erdoğan, 1967 in Istanbul geboren, studierte Informatik und Physik und arbeitete einige Jahre als Physikerin am CERN bei Genf, ehe sie diese Karriere aufgab und sich auf das Schreiben konzentrierte. Sie wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, 2010 zum Beispiel mit dem Said-Faik-Preis, einem der bedeutendsten Literaturpreise der Türkei. Als Kolumnistin der kurdischen Tageszeitung Özgür Gündem wurde sie nach dem gescheiterten Militärputsch im August 2016 verhaftet und verbrachte einige Monate im Gefängnis. Ende Dezember 2016 wurde sie unter Auflagen freigelassen und lebt seit 2017 im Exil in Deutschland. „Die Stadt mit der roten Pelerine“, in dem sie auch eigene Erfahrungen verarbeitete, war der Roman, mit der ihr als Autorin der internationale Durchbruch gelang.

„Die Stadt mit der roten Pelerine“: Das ist einerseits Rio de Janeiro, die angeblich „schönste Stadt der Welt“, die Stadt des Samba und des Karnevals. Zugleich ist „Die Stadt mit der roten Pelerine“ aber auch der Titel eines Romans, an dem Aslı Erdoğans Protagonistin Özgür arbeitet - eine junge türkische Akademikerin, die dieser gleichermaßen faszinierenden und bedrohlich Stadt, die sich so verlockend als Paradies von Sinnenlust und unbeschwerter Lebensfreude inszeniert, aber im Kern eine Stadt der Armut, der Gewalt, des organisierten Verbrechens und der Slums ist, durch ihr Schreiben auf die Spur zu kommen hofft. „Das Rio, von dem ich erzählen werde“, heißt es gleich zu Anfang, „ist ein Labyrinth, das aus mehr als zwei Dimensionen besteht. Genauer gesagt, es ist eine Reihe sowohl zeitlich als auch räumlich ineinander verschlungener Labyrinthe, voller Sackgassen, toter Winkel, geheimer Kammern, schaudererregender Echos, krampfhafter Befreiungsschläge, vager Prophezeiungen.“ Özgür nimmt die Leser mit auf eine Reise zu den Nachtseiten Rios, die voller Metaphern und literarischer Anspielungen ist und gelegentlich an den Weg in die Unterwelt denken lässt, den Dante in seiner „Göttlichen Komödie“ beschreibt. „Bald werden Sie die Straßen Rios betreten. Es wird eine Reise in die gefährliche Nähe eines Wesens sein, das uns seine Schrecklichkeit ständig spüren lässt; dauernd wird Ihnen der stechende Atem des Todes ins Gesicht wehen, und ununterbrochen werden Ihnen finstere, verderbte Blicke im Nacken sitzen. Es wird sein, als würden Sie sich über einen Brunnen beugen und hineinsehen und plötzlich feststellen, dass eigentlich er es ist, der Sie belauert. Sie werden dem menschlichen Körper begegnen, der im Reich der Begierde auf einen kläglichen Thron gesetzt wurde und den man jetzt billig verschleudert. Das nie erlöschende Feuer des Fleisches, seine Torheit und seine einzigartige Schönheit; ein leichtes, schnell vergängliches, unstetes Leben, und an jeder Ecke ein Tod."

Wenn Sie Lust haben, am 19. Dezember ab 19 Uhr mit uns über diesen bemerkenswerten Roman zu diskutieren, melden Sie sich bitte bis zum 15. Dezember an.

Hinweis: Wir werden den Lesekreis Türkische Literatur auch im kommenden Jahr fortsetzen, jeweils am dritten Dienstag eines jeden Monats, außer im Juli und August. Die Leseliste ist in Arbeit.