7. Bülau-Wettbewerb 2020: Wohnen in der Herrlichkeit?

Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg vom 6.-18. September 2022
Visualisierung der Fassade des Kulturzentrums Neue Herrlichkeit
© Christine Feistl & Lisa Schmidt

Kulturzentrum Neue Herrlichkeit, Visualisierung der Fassade

Vom 6. bis 18. September 2022 zeigt das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg 36 Entwürfe des studentischen 7. Bülau-Wettbewerbs 2020 "Stadträumliche Perspektiven für Rödingsmarkt, Herrlichkeit und Alsterfleet". Dieser Wettbewerb wurde von der Patriotischen Gesellschaft von 1765 ausgelobt. Aufgrund der pandemischen Beschränkungen konnten die Ergebnisse bislang nicht öffentlich gezeigt werden. An Aktualität haben sie nicht verloren – im Gegenteil stehen die Entwürfe im Einklang mit der aktuellen Fragestellung, wie die Hamburger Innenstadt nachhaltiger genutzt und belebt werden kann. Das Museum für Kunst und Gewerbe als bedeutender Akteur der Innenstadt möchte diese Diskussion befördern.

Bei den Entwürfen handelt es sich um Ideen von Studierenden der Fachrichtungen Architektur, Stadtplanung und Freiraumplanung. Sie sind nicht ausführungsreif durchgearbeitet und hinter ihnen steht bislang keine Realisierungsabsicht. Dennoch zeigen sie die Fülle von Möglichkeiten der Weiterentwicklung einer prominenten innerstädtischen Bausubstanz, in Einzelfällen auch durch vollständigen Abbruch und Neubau, sowie die Aufwertung des umgebenden Stadtraums. Die Potenziale zur Überwindung der gegenwärtig weitgehenden Monostruktur von Büronutzung und Einzelhandel in der Hamburger Innenstadt werden veranschaulicht.

Mit dem Bülau-Wettbewerb, der 2020 zum siebten Mal ausgelobt wurde, fördert die Patriotische Gesellschaft seit 1989 junge Talente aus unterschiedlichen planerischen Disziplinen und gibt Denkanstöße für die Stadtentwicklung in Hamburg. Der Ideenwettbewerb wendet sich an Studierende sowie junge Absolventinnen und Absolventen deutschsprachiger Hochschulen der Fachrichtungen Stadtplanung, Architektur, Landschaftsplanung, Verkehrsplanung und verwandter Fachgebiete. Er bietet den Teilnehmenden einen Rahmen, in dem sie unkonventionelle, intelligente und fantasievolle Lösungsvorschläge erarbeiten und präsentieren können, die über die vorgefundenen Gegebenheiten hinausblicken und zur weiteren Diskussion über die Entwicklung der Hamburger Innenstadt anregen. Die Gesamtpreissumme betrug 10.500 Euro. Insgesamt wurden 36 Einzel- und Gruppenarbeiten von rund 50 Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmern von Hochschulen aus Deutschland und Österreich eingereicht. Die Wettbewerbsbetreuung übernahm die konsalt GmbH.

Das Bearbeitungsgebiet des 7. Bülau-Wettbewerbs umfasste den westlichen Rand der Hamburger Altstadt zwischen Alsterfleet, Herrlichkeit und Rödingsmarkt. Neben der Stärkung der Wegeverbindung zwischen Alster/Rathaus und Elbe/HafenCity und der besonderen Lage am Alsterfleet sollte ein zukunftsweisendes Konzept zum Umgang mit dem Parkhaus Herrlichkeit gefunden werden. Sowohl der Erhalt der baulichen Struktur als auch ein Neubau waren im Rahmen des Wettbewerbs möglich, jedoch sollte in jedem Fall eine neue Nutzung gefunden werden, die der Lage angemessen ist. Das Thema wurde in Abstimmung mit der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen der Freien und Hansestadt Hamburg (BSW) sowie dem Bezirksamt Hamburg-Mitte ausgewählt. Da es sich um einen Ideenwettbewerb handelt, lag der Schwerpunkt der Beurteilung auf der konzeptionellen Idee, weniger auf der Durchführbarkeit im Detail.

Die interdisziplinäre elfköpfige Jury unter dem Vorsitz von Architektin Ingrid Spengler entschied, drei erste Preise zu vergeben. Ausgezeichnet mit dem ersten Preis wurden Christine Feistl und Lisa Schmidt (Technische Universität Berlin) für ihren Entwurf "Kultur- und Bildungszentrum Neue Herrlichkeit", Leonie Hohmann (Technische Universität Braunschweig) für den Entwurf "Ruhende Reserve" und Ina Weiler (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen) für den Entwurf "Vom Parkhaus zum Hauspark". Die Preisträger erhielten jeweils 3.000 Euro Preisgeld. Außerdem wurden die Wettbewerbsbeiträge von Nancy Abdelzaher und Nour Khwies (Bauhaus Universität Weimar), Lukas Keller (Technische Universität Dresden) und Katharina Zull und Maischa Hohm (Technische Universität Berlin) mit einer Anerkennung und jeweils 500 Euro Preisgeld gewürdigt.

Der Wettbewerb ist nach dem Hamburger Architekten des Hauses der Patriotischen Gesellschaft an der Trostbrücke, Theodor Bülau (1800–1861), benannt. Er behandelt stadt- und landschaftsplanerische sowie architektonische Themen in Hamburg, die gesamtstädtisch von Bedeutung sind und die aus Sicht der Patriotischen Gesellschaft Aufmerksamkeit und eine intensive öffentliche Diskussion verdienen. So hat die Patriotische Gesellschaft bereits Bülau-Wettbewerbe u.a. zur "Gestaltung des Stintfangs und des Alten Elbparks", den internationalen Wettbewerb "Harbour Polis" sowie zuletzt den Bülau-Wettbewerb "Neugestaltung und Arrondierung der Hafenkante im Umfeld des Alten Elbtunnels in Hamburg" (2015/16) ausgelobt und durchgeführt.

Unterstützt und gefördert wurde der 7. Bülau-Wettbewerb von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW), dem Bezirksamt Hamburg-Mitte, dem Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V. – Landesverband Hamburg, der Hamburgischen Architektenkammer, Timm Ohrt & Hille von Seggern, der Sprinkenhof AG, der Sutor-Stiftung und VELUX Deutschland GmbH.

Die Broschüre zum 7. Bülau-Wettbewerb 2020 finden Sie hier https://www.patriotische-gesellschaft.de/de/unsere-arbeit/stadt/buelau-wettbewerb.html

Wettbewerb und Ausstellung wurden vom Arbeitskreis Stadtentwicklung der Patriotischen Gesellschaft begleitet. Dieser Arbeitskreis steht neuen Mitgliedern, gern auch interessierten Laien, offen.

Weitere Informationen zum Arbeitskreis Stadtentwicklung und zur Patriotischen Gesellschaft:
www.patriotische-gesellschaft.de